Im Dezember leuchten die Städte und Dörfer, Weihnachtsmärkte locken mit Glühwein und Geschenkideen, Black Friday und Rabattschlachten setzen längst vor dem Adventsanfang ein. Ausgerechtet die Adventszeit, die von Vielen nur noch „Vorweihnachtszeit“ genannt wird, scheint ein Hochfest des Konsums zu sein – mit voller Einkaufstüte auf das große Fest zu.
„Heute bestellt, morgen da“ oder gar eine Same-day-Lieferung wird von Onlineportalen beworben. Da ist es wenig verwunderlich, dass bei all dem Weihnachtstrubel, der seine Schatten sehr weit voraus wirft, der Advent mehr und mehr in den Hintergrund rückt.
Advent heißt „Ankunft“. Es ist die Zeit des Wartens, der Erwartung und der Vorbereitung mit einem „langen Atem“. Dieses Ausrichten bezieht sich nicht auf Geschenke oder große Essen, sondern auf Gott, der Mensch wird.
Im Christentum bedeutet Advent, sich bewusst zu machen: Etwas Neues kommt in die Welt. Diese Haltung ist das Gegenteil von dem, was in der Konsumgesellschaft geschieht. Statt in die Stille zu gehen, werden wir lauter. Statt auf das Wesentliche zu warten, wollen wir alles sofort haben.
Advent will uns wach machen für das, was fehlt, für Hoffnung, Sehnsucht, für Fragen nach Sinn. Der Advent ist also eine Einladung, Tempo herauszunehmen, Wünsche zu hinterfragen und Raum zu schaffen – für Hoffnung, für Dankbarkeit, für ein bisschen Licht in der Dunkelheit.
Weihnachten dagegen markiert den Moment, an dem die Zeit des Wartens endet: Gott kommt als Kind auf die Welt, unscheinbar – mit einer Botschaft von Liebe und Frieden, die niemand kaufen kann. Weihnachten heißt: Erfüllung, weil Gott unter uns kommt – nicht, weil das Wohnzimmer voller Geschenke steht.
Weihnachten ist nicht laut, sondern tief – nicht Konsum, sondern Begegnung. Advent ist nicht Weihnachten! Der Advent lässt sich nicht überspringen, Weihnachten sich nicht beschleunigen. Und diese Spannungen zwischen Advent und Weihnachten, zwischen Erwartung und Erfüllung, im Warten statt Kaufen, sind auch mal unangenehm.
Und gerade darin steckt der Kern von Beidem: In dem Aushalten der Spannungen, wenn das Ziel noch nicht erreicht und die Sehnsucht spürbar ist. Wenn das aufmerksame Warten das Wesentliche in den Blick rückt: Dass Weihnachten als Fest voll Liebe und Hoffnung nicht produziert werden kann:
Nur wenn Weihnachten auch in Dir Wachsen darf, leise und in kleinen Schritten, nur wenn Du die Adventszeit wahrnimmst und mitfühlst, nur wenn Du in der Dunkelheit die Sehnsucht nach Licht aushältst, kannst Du Weihnachten tiefer und echter erleben.
Das Licht kommt in unsre Welt – in unser Herz jedoch nur, wenn wir es wagen innezuhalten.
Das Geschenk Gottes ist nicht das, was wir kaufen, sondern das, was zu uns kommt, wenn wir es zulassen und warten.
Pastor Maximilian Chmielewski