Ein ganz besonderer Tag
(Kommentare: 5)
20. Dezember
Ein ganz besonderer Tag

Das Türchen mit der Nummer 20 fand bei Antje Rau und Dirk Diederich im Lindhorstweg statt und hatte „einen ganz besonderen Tag“ zum Motto.
Im Laufe des heutigen Tages konnte noch der Eindruck gewonnen werden, dass es am Abend eine nasse und feuchte Angelegenheit werden könnte. Doch das Gegenteil war der Fall. Denn gerade wegen der angenehmen Temperaturen fanden sich bereits zehn Minuten vor dem offiziellen Beginn um die zwanzig Besucher vor dem Haus und in der geöffneten Garage ein. Die Anzahl sollte sich schließlich noch auf bis an die hundert Personen erhöhen. Es bestand nach dem Eintreffen für jeden direkt die Möglichkeit, sich mit Spekulatius und Schmalzbroten zu versorgen. Zudem gab es einige helfende Hände, die Glühwein und Punsch ausschenkten.
Nachdem die letzten Besucher des Türchens eingetroffen waren, konnte es mit dem Programm losgehen. Richtig begonnen wurde der Abend wie bei den vorherigen Türchen auch mit dem bekannten Iltener Adventskalenderlied.
Im Anschluss folgte der Auftritt von Julika Keck, die den Burgdorfer Literaturwettbewerb für sich entscheiden konnte und als Poetry-Slammerin ihr Können beim Kleinkunstabend im Lehrter Kurt-Hirschfeld-Forum unter Beweis stellen konnte. Dieses Mal trug sie auf einem mit Fellen bedeckten Sessel sitzend, der auf einer kleinen selbst errichteten Bühne stand, die Geschichte „Der kleine Tag“ von Wolfram Eicke, passend zum heutigen Motto, vor.
Mit „dem kleinen Tag“ war der 23. Februar eines bestimmten Jahres gemeint, der es nicht erwarten konnte, endlich seine eigene Erdenreise antreten zu dürfen. Doch er musste sich noch gedulden, denn es war erst Mai im Jahr zuvor. Wir wissen ja alle, dass jeder Tag im Jahr seinen bestimmten Platz hat und die Reihenfolge somit nicht verändert werden kann. So musste sich der kleine Tag von seinen Verwandten anhören, wie sie ihren Aufenthalt auf der Erde erlebt haben und was sich alles an ihrem Tag ereignet hat. Seine Mutter und sein Vater wurden von den anderen Tagen sehr respektvoll behandelt. Schließlich hatten sich an dem Tag der Mutter zwei verfeindete Völker nach langer Zeit des Krieges nun doch versöhnt und an dem Tag des Vaters ereignete sich ein grauenhaftes Erdbeben, das noch Jahrzehnte später präsent war in den Köpfen der Menschen.
Besonders der Vater übte zunächst viel Druck auf den kleinen Tag aus. Denn wenn nichts Spektakuläres passieren würde, wenn er auf der Erde ist, sei er sinnlos und die Leute würden sich nicht mehr an ihn erinnern können. Der kleine Tag setzte für sich selbst auch das Maß sehr hoch und malte sich bereits aus, was denn alles geschehen könnte.
Nun nach einer gefühlten Ewigkeit war der große Moment also endlich gekommen und der kleine Tag durfte sich auf den Weg zur Erde machen. Doch seine Vorfreude schlug schon relativ schnell in Ernüchterung um, denn es fing schon damit an, dass er die strahlend gelbe Sonne nicht entdecken konnte, von der sein Vetter ihm vor einigen Monaten im Juli vorgeschwärmt hatte. Der kleine Tag bat zwar die Sonne darum, wenigstens ein wenig zu scheinen, und obwohl die Sonne im Februar eigentlich noch keine Kraft hat, Sonnenstrahlen zur Erde zu senden, versuchte sie, den Wunsch des kleinen Tages zu erfüllen. Doch es war zu kurz, um von den Menschen wahrgenommen zu werden. Fortan machte der kleine Tag viele neue Erfahrungen und sammelte ihm bisher nicht bekannte Eindrücke. Am Nachmittag bekam er dann eine aus seiner Sicht spezielle Szene mit, als sich auf einer Brücke über einem kleinen Bach ein junges Pärchen küsste.
Doch als der kleine Tag zu Hause von seinen Erlebnissen und Eindrücken berichtete und mit der Kussszene endete, erhielt er von den anderen Tagen nur Gelächter und Unverständnis. An seinem Tag habe sich ja überhaupt nichts Spannendes oder Spektakuläres zugetragen. Der kleine Tag war natürlich untröstlich, da er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hatte. In den folgenden Tagen musste er wiederholt Hohn und Spott ertragen, bis einer seiner Neffen von der Erde zurückkam und erzählte, dass genau der 23. Februar zu einem internationalen Feiertag erklärt wurde. Von nun an sollte jedes Jahr am 23. Februar das Fest des Friedens gefeiert werden, da an diesem Tag nichts Unrechtes geschehen war und keinerlei Verbrechen stattgefunden hatten. So wurde der kleine Tag doch noch zu einem ganz besonderen Tag.
Nach dieser Geschichte konnte sich jeder der Anwesenden seinen eigenen Tag mit zusätzlichen Glückwünschen der Gastgeber für das neue Jahr aus einem Korb ziehen. Von diesem Angebot machten nahezu alle Gebrauch, und es wurden teilweise auch Tage für Personen mitgenommen, die nicht an diesem Türchen teilgenommen hatten. So kamen schnell Gespräche zustande, in denen sich ausgetauscht wurde, wer denn welchen Tag gezogen hat und ob an diesem Tag etwas Besonderes stattfinden würde.
Alles in allem bedanke ich mich für ein sehr kurzweiliges Türchen, von dem jeder seinen persönlichen Tag und dazugehörende positive Gedanken mit nach Hause nehmen durfte.
Felix Weyer
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Kommentar von Stefan |
Das war wirkliche ein besonderer Tag, besonders schön, eine nette Geschichte und eine tolle Idee jedem einen Tag zu schenken, wir haben jeder einen mitgenommen, an einem hat unser Patenkind Geburtstag, den anderen werden wir hoffentlich irgendwo in Afrika verbringen können. Vielen Dank für einen besonderen Tag.
Kommentar von Birgit |
Vielen lieben Dank , für den schönen Abend . Mann fühlte sich sehr herzlich willkommen und umsorgt . Auch ich freue mich auf „meinen Tag „
nächstes Jahr. ☺️
Kommentar von Sabine |
Tausend Dank für diesen wunderschönen Abend mit dieser herzerwärmenden Geschichte.
Das war ein ganz besonderer Tag: Menschen zu treffen, die man lange nicht gesehen hat, Zeit nehmen für Gespräche, zusammen lachen....
So wird es noch viele ganz besondere Tage geben!
Kommentar von Petra |
Herzlichen Dank für dieses besondere Türchen / diesen besonderen Tag. Eine schöne Idee! In Erinnerung wird das ja mindestens ein Jahr bleiben und ich freue mich schon auf meinen Tag. Bin gespannt ob es ein großer oder ein so liebenswert kleiner wird wie in Eurer Geschichte. Ich möchte auch Antje noch herzliche Grüße weitergeben, denn eine Teilnehmerin des Türchens bedankte sich bei mir für die leckeren Schnittchen und stellte dann erst fest dass sie die falsche Frau dafür mit ein paar Streicheleinheiten bedacht hatte. Ups, Du bist ja gar nicht Antje...
Kommentar von Annette Bartels |
Ihr habt eine sehr schöne Geschichte für uns ausgesucht und diese dann wunderbar vorgetragen. Vielen Dank Dirk, Antje und Julika!
Die Karte mit den guten Wünschen hängt nun am Kühlschrank. Ich freue mich auf meinen Tag.