Zu Gast beim Mühlen-Weber
(Kommentare: 7)
20. Dezember
Zu Gast beim Mühlen-Weber - genau so fühlte es sich an - wir waren zu Gast! So durfte Fritz Weber eine ziemlich große Schar von Iltener, Bilmer und sogar Lehrter Gästen auf seinem Grund und Boden begrüßen. So viele waren es sogar, dass er sich um kurz nach halb sieben erst einmal mit mehreren lauten „Ruhe-Bitte“-Rufen Gehör verschaffen musste. Schnell jedoch wurde es ganz ganz ruhig, als Herr Weber nämlich um ein kurzes stilles Innehalten bat, um der schrecklichen Ereignisse vom Vorabend in Berlin zu gedenken. Eine sehr bewegende Geste, eine Bitte, die wohl allen Gästen aus dem Herzen sprach….
Mit freundlichen Worten gelang es Herrn Weber dann, die schwierige Brücke zu schlagen zu unserem eigentlichen Grund des Zusammentreffens, nochmals hieß er uns alle herzlich willkommen zum 20. Kalendertürchen des Iltener Lebendigen Adventskalenders.
Flugs den Adventskanon angestimmt, einmal, zweimal, dann trafen wir den richtigen Ton, und Heige Kienle war zufrieden. Heute dirigierte sie - zumindest in diesem Adventskalender - zum letzten Mal den großen Adventschor. Denn morgen geht’s zur Familie in den Süden. Heige, Ihr werdet uns fehlen bei den letzten Türchen!
Doch zurück zum Mühlen-Weber! Nicht unerwähnt sein sollte allerdings, dass Herr Weber helfende Hände bei der Vorbereitung seines Türchen zur Seite hatte, namentlich bedankte er sich bei David Zielinski, bei Rainer Konerding und - last but not least - bei Dr. Annette Bartels, die allerdings beruflich bedingt heute nicht selbst anwesend sein konnte.
Punsch, Glühwein und Kekse standen bereit, ebenso Herr Weber, um etwaige Fragen zu beantworten. Nicht lange ließen sich die Gäste bitten, zuallererst wollte Herr Köpfer wissen, in der wievielten Generation Herr Weber denn wohl die Mühle betreibt. Antwort: „In der dritten Generation!“ Nächste Frage: „Wann wurden die Gebäude gebaut?“ Antwort: „1903, 1938, 1949 und 1956.“ Die Mühle wird also schon 114 Jahre alt! Uiiiih, sooo alt!
Gern folgten die meisten der Besucher der Einladung, auch einmal in kleineren Gruppen den Mühlenbetrieb auf der anderen Straßenseite zu besichtigen. Hier gab es wieder die Möglichkeit, Herrn Weber Löcher in den Bauch zu fragen. Bereitwillig gab Herr Weber auch Auskunft zur Weber’schen Familiengeschichte. So erfuhren wir dann, dass der Urgroßvater von Fritz Weber einst der Besitzer des Café Tessen war und dort eine Mühle betrieb. Als jedoch die Wahrendorff’schen Anstalten direkt gegenüber einen Park bauten, gab es plötzlich nicht mehr genug Wind! So musste eine neue Mühle erbaut werden, was 1889 geschah. Ein jeder fährt häufig daran vorbei, jeder kennt sie, denn es ist das Gebäude an der Straße zwischen Ilten und Ahlten! Und wir wissen nun auch, wer oder was sich hinter dem Begriff „Blitz-Müller“ verbirgt. Dies ist nämlich Heinrich Weber in persona gewesen, welcher der Großvater von Fritz Weber ist. Und warum „Blitz-Müller“? Weil die Mühle des Heinrich Weber nicht mehr mit Wind, sondern elektrisch betrieben wurde, so dass das Getreide wie der Blitz vermahlen werden konnte.
Die Mühle selbst wurde bis 1969 betrieben, dann wurde sie stillgelegt. Heute betreibt Herr Weber den Laden für Getreide- und Futtermittelhandel lediglich noch mittwochs und samstags. Eine Wiederaufnahme des Mahlbetriebes wäre jedoch möglich, da die Verpflichtung zur Stilllegung 1969 auf 30 Jahre begrenzt war.
Noch viele, unzählige weitere Fragen beantwortete Herr Weber, zum Beispiel:
ob die große Sack-Waage noch funktionieren würde (natürlich ja, sie wird sogar jedes Jahr geeicht),
ob der Aufzug noch in Betrieb sei (ja, 17m hoch fährt er, 2 Personen kann er nach oben befördern oder aber 1 Mann + 1 Sack),
wie viele Tonnen Getreide der Silo fasst (300 Tonnen),
ob in dem Gebäude neben dem Silo tatsächlich mal ein Kindergarten war (ja, bis 1946, es wird sogar gemunkelt, dass eine Iltener Persönlichkeit den Rekord der kürzesten Kindergartenzeit von ganzen 20 Minuten hält),
ob auch Obdachlose einmal dort untergebracht worden seien (ja, von 1959 bis 1968),
ob sich Mäuse im Speicher tummeln würden (nein, Mäuse gibt es seit der Umstellung von Säcken auf Papiertüten nicht mehr),
ob das komische graue Ding mit dem Hörer zu irgendetwas gut sei (ja, das Ding ist ein altes Wählscheiben-Telefon, mit dem die etwas Älteren unter uns noch richtig telefonieren konnten….)
und und und….
Ortswechsel, noch mehr Fragen, diesmal im Silo - wieder auf der anderen Straßenseite. Noch mehr Superlative gefällig? Wenn ich es richtig verstanden habe, besitzt Herr Weber nicht nur das älteste Haus von Ilten, sondern auch das höchste. 24 Meter hoch ist der (oder heißt es das?) Getreidesilo, 64 Stufen führen bis hinauf in die Spitze. Nicht umsonst ist dieses Gebäude prädestiniert für die Anbringung von Mobilfunkmasten!
Zur Geschichte der Besitzer bzw. Bewohner des ältesten Hauses Iltens befragt, befand Herr Weber jedoch, dass man dazu vielleicht noch mal einen Extra-Vortrag organisieren sollte, denn die Beantwortung dieser Frage würde vielleicht doch zu lange dauern bzw. zu weit führen… Das wiederum bringt mich doch glatt auf eine Idee… Adventskalender-Türchen-Zu-Gast-beim-Mühlen-Weber-Die-Zweite vielleicht?
Sogar viele Iltener Besucher des Türchens waren heute übrigens zum ersten Mal in der Mühle bzw. im Silo gewesen, fanden die Führung und die Erzählungen von Herrn Weber sehr interessant und spannend und fragten sich, warum es erst einen Lebendigen Adventskalender in Ilten geben musste, um in diesen Genuss zu kommen! Es ist doch schön, dass unser Adventskalender Erfahrungen und Begegnungen dieser Art ermöglicht! Vielen Dank, Ihnen Herr Weber und Ihren Helfern, für dieses wunderbare, lehrreiche, echte Iltener Adventskalendertürchen!
Christiane Müller…. äh, Weyer!
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Kommentar von fritz weber |
ich würde sagen,denn man hüh...ich freue mich...Fritz Weber
Kommentar von Die Interessenten an der Mühlen-Tour |
Da sind wir mit Begeisterung dabei, wenn uns die Frau Weyer mitnimmt.
Frau Kienle und Frau Becher-Kienle und Frau Hornig und als Quotenmann der Herr Hornig
Kommentar von fritz weber |
verehrte Frau Weyer,
ein grosses Dankeschön an die sorgfältige "Protokollführerin" Ich habe mich sehr gefreut...Falls Sie Interesse haben,darf ich Sie bitten,Ihre ""Mühlenkentnisse" zu vertiefen..2-3 Mitinteressentinnen wären mir angenehm...Ich freue mich auf Ihre Nachricht und verbleibe mit den besten Wünschen....Mühlen-Weber
Kommentar von Peter Eggert |
Lieber Fritz,
eine großartige Idee Deinen Mühlenbetrieb vorzustellen. Ich wäre gerne dabei gewesen. Aus Schleswig-Holstein herzliche Grüße.
Peter
Kommentar von Hoppstock, Karin |
Leider konnte ich nicht dabei sein,aber durch den spannenden, interessanten Bericht und die Bilder fühle ich mich doch wie dabei gewesen. Danke Christiane !
Kommentar von Sabine |
Endlich durfte ich mal hinter die Kulissen schauen! Danke Herr Weber, dass Sie uns Einblick/Einlass ließen. Ich war begeistert!
Kommentar von Birgit Hornig |
was für ein interessantes Türchen! ich bedaure sehr, dass ich nicht dabei sein konnte, aber der tolle Bericht und die wunderbaren Bilder trösten mich etwas darüber hinweg.